Freimaurerei - die Herausforderung!
Unsere
Freimaurerloge gehört der Großloge „Alte Freie und Angenommene Maurer von
Deutschland“ (A.F.u.A.M.v.D) an und diese ist Mitglied der Vereinigten
Großlogen von Deutschland (VGLvD). Allgemeine Leitgedanken zum Wesen der
Freimaurerei finden Sie bei unserer Großloge.
Darüber hinaus möchten wir hier einige Leitgedanken
insbesondere unserer Loge vermitteln: Wir achten wir das Grundgesetz und das
EU-Recht, beherzigen die von der UNO 1948 verfasste „Charta der Menschenrechte“
vom 10. Dez. 1948 und den darin verbrieften Rechten, beherzigen die
Menschenpflichten vom InterAction Council, verfasst 1983 und stehen den UN
Sustainable Development Goals (SDG) nahe.
Den Ort der Zusammenkunft unseres freimaurerischen
Wirkens nennen wir Loge. Hier treffen sich die Mitglieder, die sich
untereinander „Bruder“ nennen. Auch die Familien der „Brüder“ nehmen am
geselligen Leben der Loge teil. Wie unsere Großloge, stehen wir in der
Tradition eines Männerbundes. Wir freuen uns, dass das freimaurerische Gut auch
Eingang in Frauenlogen gefunden hat, die sich in einer eigenen europäischen
Großloge organisiert haben. Sie werden von uns respektiert und unterstützt.
Dies ist für uns kein Widerspruch zur Gleichberechtigung von Mann und Frau,
sondern hält vielmehr Vereinigungen, die nur Männer oder nur Frauen umfassen,
für ebenso legitim wie sinnvolle Formen menschlicher Gemeinschaft.
Da wir viel mit Symbolen
arbeiten, wird der Ort unseres Zusammentreffens häufig auch als symbolische
Loge bezeichnet, betrachten Sie bitte folgende Symbole:
Frei
Ein Freimaurer soll frei und von gutem Ruf sein. Wann Sie
sich frei fühlen, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab, die von Ihnen
individuell bewertet werden. Dies hängt vor allem auch davon ab, wie Sie das
heutige Geschehen und die Umgebung aufnehmen und in Ihr persönliches Spektrum
einordnen.
Ein Grundsatz der Freimaurerei spiegelt sich aber hier
schon wider: Die Hoheit für die Deutung eines Symbols liegt bei Ihnen selbst.
Und nur Sie selbst können sich dazu äußern. Deshalb kann kein anderer
Freimaurer oder eine Institution eine Stellungnahme für Sie abgeben.
Anders als zu früherer Zeit gilt für uns derjenige als
„frei“, der sich die Selbstständigkeit seines Denkens erhalten und sich von der
Sklaverei seiner Vorurteile befreit hat. In der Sklaverei der Gedanken stehen
für uns auch Mitglieder von Sekten, die keine „freien Menschen“ sind, weil sie
die Lehren ihrer Organisation unkritisch übernehmen müssen. Dennoch ist uns
bewusst, dass wir uns in einer Gemeinschaft bewegen und damit die von der
Gemeinschaft gegebene Gesetzmäßigkeiten achten sollten, ohne die halt ein Gemeinschaftsleben nicht möglich ist.
Steinmetz / Maurer
Das nächste Symbol kann gedeutet werden, dass ein Stein
behauen bzw. geformt wird, bevor er in einen Bau eingefügt werden kann. Analog
und symbolisch sehen wir darin die Aufgabe, die Ecken und Kanten der
Unvollkommenheit unseres Selbst zu bearbeiten, ihm eine persönliche „Form“ zu
geben, damit er sich in ein Gebäude der Humanität einfügt, in dem sich jeder
Mensch dieser Erde wiederfinden kann und soll. Hierin liegt die eigentliche
Herausforderung für einen Freimaurer: Die Arbeit an sich selbst als
Voraussetzung zur Schaffung eines ethischen Bundes mit Normen, die weltweit
aufgenommen und umgesetzt werden.
Freimaurer
Die wesentlichen Aspekte unserer Loge wurden bereits in
den beiden vorangegangenen Symbolen behandelt. Was bedeuten sie aber darüber
hinaus? Tradition, Aufklärung und Posthumanismus!
Tradition
bezeichnet die Weitergabe. Tradition geschieht innerhalb
einer Gruppe oder zwischen Generationen und kann mündlich oder schriftlich über
Erziehung, Vorbild oder spielerisches Nachahmen erfolgen. Richard Dawkins [1] hat das
unter dem Sammelbegriff „Memes“ (Einheiten der kulturellen Vererbung) verpackt.
Im deutschsprachigen Raum wird in mancherlei Variationen gern der Aphorismus
zitiert: „Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der
Flamme“ [2] . Wer aber
bestimmt eigentlich, was zu Asche wurde und was als Feuer weiterzugeben ist?
Ein Diskurs, der nie sein Ende finden wird!
Die Aufklärung
setzt kritisches Denken und sein Hinterfragen voraus.
Nicht im Sinne des Verifizierens einer Sache, sondern eher nach Popper, im
Sinne des Falsifizierens. In der Fortsetzung einer „Aufklärung aus heutiger
Zeit“, als Mitglieder eines “Buches” Kosmos, den der „Große Baumeister aller
Welten“ (GBAW) mit seinen ewigen Gesetzmäßigkeiten initiiert hat, sind wir a
priori unmündig geboren, aber mit einer Fähigkeit ausgestattet, gestalten zu
können. Dazu hat die Natur dem Homo sapiens (vernünftiger, weiser Mensch) mit einem
Denkalgorithmus ausgestattet, der ihn befähigt, verborgenes zu sehen oder
zumindest darüber zu philosophieren.
Aufmerksame Freimaurer werden sich stets dieser Form der
Herausforderung stellen und mit Weisheit prüfen, ob eine Überführung in eine
angepasste, veränderte oder neue rituelle Struktur notwendig ist. Dies alles
entsprechend unserem Grundsatz der geistigen Auseinandersetzung und dem
demokratischen Prinzip. Dieses ständige Spannungsfeld zwischen dem Erhalten der
Tradition und der notwendigen Anpassung an veränderte Zeiten begründet häufig
eine Liminalität der Brüder. Sie bedeutet aber auch Hoffnung und „Stärke“ in
der Unruhe.
Posthumanismus
Gern wird der Humanismus in den Vordergrund gestellt:
Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen; Streben nach
Menschlichkeit. Aber: Über allem steht unsere Erkenntnis/Meinung, dass das
Lebensumfeld des Menschen auf Erden über das hinaus, was der Kosmos eingebracht
hat (die Materie, das Leben, die ewigen Gesetzmäßigkeiten), ausnahmslos von ihm
selbst geschaffen, erfunden, entwickelt bzw. bestimmt wurde. Dazu gehören z.B.
die Domestizierung seines Umfeldes (Flora, Fauna), die Mythen, die Legenden,
die verschiedensten politischen Systeme, die religiösen Ansichten/Lehren, die
geschaffenen Normen. Mit dieser bestimmenden Wucht ist der Mensch nicht nur
einem Streben nach Menschlichkeit verpflichtet, sondern hat die Verantwortung
für einen nachhaltigen Umgang für das, was insgesamt auf Erden geschieht. Ein
besonderes Anliegen der Bruderschaft unserer Loge.
Albert Camus hat es auf den Punkt gebracht:
„Der Mensch ist nichts an sich. Er ist nur eine
grenzenlose Chance. Aber er ist der grenzenlos Verantwortliche für diese
Chance“.
Dazu
ein Auszug aus den Internetseiten det GL A.F.u.A.M.v.D.:
„Die Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland öffnet
sich kontroversen Ideen und lässt Mitglieder jeder gesellschaftlichen Herkunft
zu. Auf der Basis der von ihr vertretenen Überzeugungen vereint sie geistig und
menschlich aufgeschlossene Männer unterschiedlicher weltanschaulicher,
religiöser und politischer Überzeugungen und erfüllt so den Auftrag der “Alten
Pflichten”, Menschen in brüderlicher Eintracht zu verbinden, die sich sonst
fremd geblieben waren“.
Ritual
Innerhalb unserer Loge arbeiten wir nach festgelegtem Ritual,
unterschiedlich und in Anlehnung an die Steinmetzzunft, je nach
Lehrlings-, Gesellen- und Meistergrad. Die Brüder erhalten einen auf Symbole
gegründeten spirituellen Wahrnehmungs-, Handlungs- und Erfahrungsraum. In der
Auslegung der Semantik dieser Symbole ist jeder Freimaurer frei. Das ist der
wesentliche Unterschied zu anderen Institutionen. Wir erwarten nicht, dass
Lehren unkritisch übernommen werden.
Kontaktaufnahme
Wenn Sie diese Meinung, diese Denkrichtung anspricht oder
Sie Fragen dazu haben, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Unser zuständiger
Betreuer wird sich dann mit Ihnen in Verbindung setzen.
[1] Richard
Dawkins: Der Gottes Wahn, S. 267 ff Meme (sprich mim) = Einheiten der
kulturellen Vererbung
[2] Er soll von Thomas
Morus oder anderen stammen oder jedenfalls verwendet worden sein.